Das Mobilisierungsproblem der SPD

"Das ist ein schwieriger Abend für uns, keine Frage", sagte Müntefering am Sonntag in Berlin. "Wir wussten um die Mobilisierungsprobleme", fügte er hinzu.

(Netzzeitung).

Wachen Sie auf, Herr Münfefering. Tut mir schrecklich leid, aber wo nichts ist, kann man auch nichts mobilisieren. Sie haben ein Anhängerproblem - verursacht durch ein Politikproblem -, und kein Mobilisierungsproblem! Die SPD ist doch nur noch als rückratslose Umfallerpartei bekannt. Keine schillernden Figuren (nichtmal Sie, Herr Müntefering), statt dessen ein Bundeskanzlerkandidat, dem seine zweifelhafte Rolle im Fall Murat Kurnaz sicher noch eine ganze Weile nachhängen wird. Eine Ulla Schmidt, die mit aller Macht und gegen den Widerstand von Ärzten, Datenschützern und IT-Experten ihre total missratene "Gesundheitskarte" einführen möchte. Eine Brigitte Zypries, die nicht weiß, ob sie nun für mehr Bürgerrechte oder mehr Überwachung ist (und im Zweifelsfall lieber gegenüber der CDU den Reissack spielt). Eine CSU, deren soziales Profil ein einigen Stellen mehr hervorscheint als bei der SPD. Eine Stammwählerschaft, die sich durch Hartz IV bis heute verraten fühlt. Eine große Koalition, die mehr einer SM-Beziehung gleicht - mit der SPD als devoten Sub.

Was, mein lieber Herr Müntefering, wollen Sie hier mobilisieren?

Ich bin schon seit vier Jahren überzeugt: Egal, was nach der großen Koallition kommen mag - es kann nur besser werden. Selbst mit Schwarz-Gelb, denn vielleicht lernt die SPD dann wieder, wie man richtig Opposition betreibt. Aber ehrlich gesagt, es würde mich auch nicht wundern, wenn die SPD in einigen Jahrzehnten der kleine Partner einer Grün-Linken Regierung sein sollte.

Übrigens, meinen Glückwunsch an die schwedischen Piraten - über 7% aus dem Stand! Das deutsche Ergebnis von 0,9% halte ich für eine solche Newcomer- und Randpartei ebenfalls für beachtlich. Vielleicht ist das ja tatsächlich der Beginn der Revolution.

Nachtrag: Da hab ich in meiner Auflistung doch glatt den Wiefelspütz vergessen, selbsternannter "Innenexperte" der SPD, der zu alles und jedem eine Meinung hat - und mit dieser auch noch die letzten potentiellen Anhänger der Partei verscheucht. Meiner Meinung nach ist er ein frustrierte B-Politiker, der versucht, mit extremen Positionen ein wenig Aufmerksamkeit zu erhaschen. Leider viel zu oft erfolgreich, womit er - schade für die SPD - auch das Bild der Partei nach außen stark beeinflusst.