StuPa-Wahlkampf: Das "Niedersachsenticket"

Bereits vor einem Jahr war es im Gespräch, und nach dem Missgeschick mit der Rheine-Strecke ist es nun natürlich ein perfektes Wahlkampfthema: Das sogenannte Niedersachsenticket. So liegen zum Beispiel Flyer in der Mensa mit Parolen wie "Wir fordern ein Niedersachsenticket".

Allerdings muss man dazu wissen, dass das studentische "Niedersachsenticket" kein echtes Niedersachsenticket ist, sondern auch als "kleines Niedersachsenticket" bezeichnet wird. Es beinhaltet nur die niedersächsischen Strecken der Deutschen Bahn, attraktive Ziele wie Hamburg oder Göttingen bleiben damit außen vor, wie man zum Beispiel auf der Streckenkarte der FH Osnabrück sehen kann. Dort hatte sich eine Mehrheit der Studierenden für diese Variante entschieden (dem Hörensagen nach musste der AStA der FH danach erstmal die Studenten aufklären, dass sie besser nicht versuchen sollten, umsonst nach Hamburg zu fahren).

Obwohl es im vergangenen Jahr auf der Vorschlagsliste des AStA stand, hatte es die Hürde des StuPa nicht genommen. Der Grund war vor allem der relativ hohe Preis im Vergleich zur jetzigen Variante. Jedoch erhöhen alle Verkehrsbetriebe (DB, NWB/VOS, WFB) regelmäßig ihre Preise, und die Deutsche Bahn geht allen voran. Dadurch wird das derzeitige Ticket immer teurer und die Differenz zum kleinen Niedersachsenticket schrumpft.

Nun, dann spricht doch auf den ersten Blick nichts dagegen, auf dieses Ticket zu wechseln und damit zumindest einige weitere Bahnhöfe zu gewinnen? Doch! Denn die Bahn ist ständig am Privatisieren, und das mit dem kleinen Niedersachsenticket befahrbare Netz schrumpft. Es besteht also die Gefahr, sich in eine Abhängigkeit von der Bahn zu begeben. Ein Gedankenspiel: Die Bahn übergibt die Strecke Osnabrück-Rheine komplett an die Westfalenbahn - warum auch nicht? Bei unserem jetzigen Ticket, welches aus dem "Zukauf" von Einzelstrecken besteht, hätte die Studierendenschaft damit ein leichtes Spiel, einen deutlich niedrigeren Preis für die DB-Strecken auszuhandeln. Weniger Leistung = weniger Geld. Beim Niedersachsenticket ist das schwieriger, da der Anteil der Strecke am Gesamtnetz sehr klein ist. Soweit mir bekannt, ist dessen Preis trotz fortschreitender Streckenreduzierung noch nie gesunken. Und eine Rückkehr in den Vertrag zu jetzigen Konditionen ist quasi ausgeschlossen, denn warum sollte die Bahn als wirtschaftlich denkendes Unternehmen das auch tun?

Diese Abhängigkeit, in die man sich durch das "kleine Niedersachsenticket" begibt, sollte jedem bewusst sein, der es fordert. Die Grüne Hochschulgruppe hat den AStA gebeten, als Alternative den Preis für den Zukauf von Metronom-Strecken zu evaluieren. So könnte man zumindest Hamburg mit dem Ticket erreichen (ironischerweise wird Hamburg oft als Hauptargument für ein "Niedersachsenticket" genannt). Die Entscheidung über das Ticket im WS09/10 und im SS2010 wird auf der nächsten StuPa-Sitzung am 11. Februar getroffen werden (also noch vom derzeitigen StuPa). Besucher sind herzlich willkommen!

Comments

Die Frage kann ich dir leider nicht beantworten. Meine Vermutung wäre, dass Göttingen eine größere Studierendenschaft und damit ein stärkeres Verhandlungsgewicht hat. Wenn du es genau wissen willst, könntest du mal den AStA-Referenten für Soziales, Jörg Gakenholz, fragen oder uns in der kommenden StuPa-Sitzung am 11. Februar besuchen. Aber auch in dem Fall wäre es nett, Jörg deine Frage anzukündigen, damit er sich vorbereiten kann.

ob das zweite ein Vorteil ist, sei mal dahingestellt...aber deshalb zahlen sie weniger

Da du ja etwas Einblick zu haben scheinst mal ne Frage. Wie ist es möglich, dass z.B. die Uni Göttingen ungefähr das 3fache Netz bei günstigerem Preis hat? Oder auch die Uni Bremen ist uns im Streckennetz weit voraus... Woran liegt das?

Hier mal als Beispiel das Streckennetz von Göttingen.
http://asta.uni-goettingen.de/fileadmin/asta/semesterticket/geltungsbere...

Als Preis wird dort 62,29 Euro genannt, was bei diesem Streckennetz mMn auch angebracht ist. Nur eben zur Erinnerung: Unser Semesterticket wird mit 77,82 Euro angegeben! (Quelle: http://www.uni-osnabrueck.de/1784.html)

Kannst du mir da was zu sagen? Ich versteh es nämlich beim besten Willen nicht, wie wir 15 Euro mehr bezahlen müssen, für ein winziges Netz im Vergleich zu Göttingen.

Vielen Dank für die Antwort. Das macht die Sache wirklich nicht einfacher... Dann werde ich wohl vergebens auf eine Erweiterung des Tickets nach Bremerhaven hoffen^^ Da bleibt euch ja nur viel Glück für die Verhandlungen zu wünschen.

Die Uni hat detaillierte Informationen über Heimatorte der Studenten. Geht man mal davon aus, das das Ticket im Wesentlichen genutzt wird um "nach Hause" zu fahren, verstehe ich nicht, warum die Informationen nicht genutzt werden, um festzustellen, welche Strecken am häufigsten genutzt würden. Du hattest das ja schonmal vorgeschlagen - Roland, geht's in dieser Hinsicht nicht weiter?

Diese Informationen gibt es tatsächlich. Ich hab sie gerade nicht mehr vor Augen, wenn ich mich richtig erinnere sind sie jedoch bezüglich Erweiterungen wenig aussagekräftig. Denn Leute, die arg abseits der Strecken wohnen, tendieren wohl dazu, entweder garnicht erst in Osnabrück zu studieren oder dort hin zu ziehen.

@ Jan-Hendrik:

Göttingen wird gern als Beispiel genannt. Kurz gesagt haben sie dort zwei Vorteile.

1. nicht so viele Verkehrsgesellschaften, die dort abfahren. Alle Strecken über einen Anbieter einkaufen ist günstiger als mehrere Verträge. Einzelne Strecken sind vergleichsweise teuer. Dabei ist vor allem die Lage von Osnabrück zu berücksichtigen, die Verbindungen auch nach NRW quasi erzwingt.

2. In Göttingen gibt es kein Semesterticket für den STadtbus. Und der Vertrag mit der VOS ist bei uns der zweitgrößte Kostenfaktor mit derzeit 27€.